Unser Alphabet ist ein geschlossenes Zeichensystem,
mit dem sich Sprache visualisieren läßt.
Die einzelnen Zeichen haben eine Gestalt. Diese Gestalt,
oder die Form der Zeichen unterliegt einem dauernden
Verbrauch, einer Abnutzung.
Dem wirkt man seit über zweitausend Jahren entgegen,
indem man immer neue Varianten der bekannten Formen
erfindet.
Der Spielraum unterschiedlicher Formen, die wir nach
allgemeiner Übereinkunft als bestimmte Lautzeichen lesen,
ist riesig groß.
Jede Zeit muß die Grenzen dieses Spielraumes für sich neu
abstecken.
Die allgemeine Übereinkunft über die Formen, die wir alle
als Buchstaben lesen, ist also nicht starr auf ein bestimmtes
Formenrepertoir festgelegt, sondern ist in stetem Fluß
und muß durch fortdauernde Provokation in Fluß gehalten
werden.
Nur so bleibt die Gestalt unserer Schrift lebendig.
Als Provokateure in diesem Sinne sehe ich die Schriftgestalter
aller Zeiten. Einer von ihnen, der gerade jetzt lebt,
bin ich.