Schriftgestaltung ist eine schwierige Sache. Vieles andere
ist zwar auch nicht leicht, aber mein Ding ist eben die Schrift. Hier
ackere ich, hier plage ich mich, hier kämpfe ich um jeden Zentimeter
Land. Die Mühe ist befriedigend, und das ist mein Leben.
Ich habe mir dieses Arbeitsfeld nicht gewählt, unversehens bin ich
da gelandet, und bald fand ich mich in der letzten Ecke dieses
Faches, an der Grenze, wo Schrift und Bild ineinander übergehen,
wo Buchstaben Körper werden können. Ich suche Formen, die noch
als Buchstaben erkennbar sind. Texte will ich so gestalten, daß sie
anschaulich werden. Aus Worten will ich Bilder machen.
Alle Welt bemüht sich, die Lesbarkeit der Schrift zu optimieren,
aber ich sitze am anderen Ende des Tisches. Hier fand ich meinen
Platz,
hier fand ich Neuland. Glauben Sie mir, es ist eine spannende Sache,
Neuland zu betreten, und das in dem zweitausend Jahre alten Acker
der Schrift.
Gleichzeitig und im Gegensatz zu meiner individuellen Arbeit spielt
sich die große Revolution im technischen Bereich ab. Es ist die Entwicklung
der Rechner, die tief in die Herstellung und den Gebrauch
der Schrift eingreift. Darüber hinaus beeinflussen diese Rechner
das ganze Leben. Wir können die Auswirkungen für unsere Zukunft
kaum abschätzen.
Die Auswirkungen sind gewaltig, aber die Schrift bietet ein breites
Feld. Auch in Zukunft muß Platz sein für Außenseiter wie mich,
denn es gibt Haupt- und Nebenwege und die bilden zusammen das
Wegenetz.